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Erdbebeneinsatz Indonesien (02.04.05 - 19.04.05)
Nur wenige Wochen
nach der Rückkehr von Christian Hofner aus Süd-Asien ist der
Ortsverband Pfaffenhofen erneut im Auslandseinsatz. Am Samstag
Nachmittag erreichte den Ortsverband eine Anfrage der THW-Leitung aus
Bonn, ob Personal für einen Einsatz in Indonesien zur Verfügung
gestellt werden kann. Nach dem Erdbeben letzte Woche wurde das THW u.a.
zur Trinkwasseraufbereitung angefordert.
Quelle:
www.reliefweb.int
In der Nacht machte sich Florian Rothmeier, Gruppenführer der
Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen, auf den Weg nach Frankfurt. Abflug
ist voraussichtlich Sonntag 9.00 Uhr. Aus Bayern fliegen noch weitere
vier Helfer nach Indonesien, darunter auch Ralf Rodelberger vom THW
Treuchtlingen. Einsatzort ist die vom Erdbeben am schwersten
betroffene Insel Nias, 125 km vor Sumatra. Florian Rothmeier besitzt
neben diversen Fachlehrgängen im Bereich Wasser/Trinkwasser auch die
Ausbildung für Auslandseinsätze. Die Einsatzdauer beträgt
voraussichtlich zwei bis drei Wochen. Florian Rothmeier wird vor Ort
als Logistiker und Betreuer für Trinkwasseraufbereitung tätig sein.
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Florian Rothmeier (r.) bei der Verabschiedung in der
THW-Unterkunft durch Zugführer Björn Kelch. |
Einsatztagebuch |
Allgemeine Lage |
Am 28.3. 2005 um 23.09 OZ hat sich ein
Seebeben der Stärke 8.7 mit dem Epizentrum ca. 90 km südöstlich
der Hauptstadt der Insel Simeleu in ca. 30 km Tiefe ereignet, dem
weitere Nachbeben mit einer Stärke zwischen 4.9 und 6.7 folgten.
Hauptsächlich betroffen sind die Inseln Nias und Simeleu im
Indischen Ozean. Die Insel Nias umfasst 5.625 qkm und liegt ca.
125 km von der Insel Sumatra entfernt. Auf ihr wohnen ca. 440.000
Einwohner; die 100 km nordwestlich von Nias gelegene Insel
Simeleu ist etwa halb so groß wie diese und beherbergt ca. 77.000
Personen. |
03. April -
12.00 Uhr |
Florian Rothmeier hat sich nach dem Briefing am Flughafen
Frankfurt noch mal kurz gemeldet:
Insgesamt fliegen 5 Helfer nach Sumatra - alle aus Bayern
(Pfaffenhofen, Erlangen, Neu-Ulm, Treuchtlingen).
Das Team
arbeitet im Auftrag der UN, ist vor Ort aber auf sich alleine
gestellt (Führung, Logistik, Technik, Verpflegung etc.).
Die Technik (3
Trinkwasseraufbereitungsanlagen) wir per Helikopter von einem
anderen THW Team, das noch beim Aufbau in Banda Aceh vor Ort ist,
zugeführt.
Es herrscht
große Zerstörung vor Ort. Auf Nias sind 50 % der Häuser zerstört.
In den Häusern befinden sich noch zahlreiche verschüttete Leichen,
die mangels schweren Räumgerätes bis dato nicht geborgen werden
konnten. Die Wasserversorgung ist komplett abgeschnitten. Der
Auftrag der bayerischen THWler ist es, Trinkwasser aus dem Meer zu
gewinnen, und die Bevölkerung zu versorgen. Die Unterbringung muss
vom Team vor Ort erkundet werden; vermutlich in Zelten oder
Holzhütten.
Im Gegensatz zu
vielen anderen THW-Auslandseinsätzen ist noch kein Erkundungsteam
vor Ort. Das heißt, das Team muss zusätzlich die Erkundung
vornehmen und die komplette Logistik aufbauen.
Das Flugzeug
startet um 12.25 Uhr von Frankfurt aus Richtung Indonesien.
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04. April - 22.00 Uhr |
Das Team ist heute gegen 12.15 Uhr
wohlbehalten in Banda-Aceh angekommen.
Nach einem ersten Treffen im
THW-Hauptquartier und Absprache mit den vor Ort tätigen
internationalen Organisationen wurde als Einsatzgebiet die Insel
Simelue in unmittelbarer Nähe des Epizentrum (siehe Karte)
festgelegt.
Morgen versucht ein Teil des Teams mit einem Kleinflugzeug auf die
Insel zu gelangen und zu erkunden.
Voraussichtlich werden drei
Trinkwasseraufbereitungsanlagen in der Folge auf die Insel
gebracht, die dringend zur Versorgung der Inselhauptstadt Sinabang
(16.000 Einwohner) benötigt wird. |
06. April - 20.00 Uhr |
Die Mannschaft wird voraussichtlich
morgen mit einem Kleinflugzeug zum Einsatzgebiet auf die Insel
Simelue starten.
Das Material ist vorbereitet und wird demnächst vom indonesischen
Militär per Schiff auf die Insel verbracht.
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08. April - 20.00 Uhr |
Nach dem Erdbeben
vom 28.03.05 bei welchen sich die Insel Simeulue um ca. 1,50 m im
gesamten gehoben hat, ergibt sich folgendes Bild:
Betonbauten sind
zum größtenteil eingestürzt bzw. angeschlagen. Holzbauten
größtenteils intakt. Die Einheimischen wohnen zum größten Teil in
Zelten oder behelfmässigen Planenbauten. Es sind teils
Flüchtlingscamps errichtet. Der Norden der Insel ist nicht
erreichbar. Erdspalten an der Oberfläche sind an vielen Stellen
erkennbar. Das Krankhaus ist stark angeschlagen. Deswegen wurde
auf dem Gelände eine Zeltstadt als Provisorium errichtet, in der
der Krankenhausbetrieb aufrecht erhalten wird. Das Straßensystem
zeigt für Beben typische Schäden. Ist jedoch mit geländegängigen
Fahrzeugen zu großen Teilen befahrbar. Die Brücken auf dem
südlichen Teil der Insel sind angeschlagen, mit leichten
Fahrzeugen (bis Klein-LKW) befahrbar. Der Nordwestliche Teil der
Insel ist nicht erreichbar, da einige Brücken schwer beschädigt
bzw. eingestürzt sind.
Das Team wird
Trinkwasser für die Stadt Sinabang aufbereiten, in der ca. 16000
Einwohner befinden. Laut Angaben befinden sich auf der ganzen
Insel ca. 77000 Einwohner.
Die
Wasserversorgung ist durch Rohrbrüche an Erdverschiebungen
unterbrochen, diese können kurzfristig nicht Instand gesetzt
werden.
Es wurden drei Einsatzstellen ausgemacht und erste Wasserproben
entnommen.
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09. April - 20.00 Uhr |
Die Mannschaft ist wohlauf und schläft
im Zelt des Inselvorstehers. Die Erkundungen ziehen sich aufgrund
der verheerenden Zerstörungen noch hin. Voraussichtlich morgen
wird die erste Trinkwasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen.
Ein Einsatzschwerpunkt bildet das Krankenhaus der Insel.
Zusätzlich soll ein großer Wassertank aufgebaut werden.
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12. April
- 20.00 Uhr |
Die Wasseraufbereitung läuft. Aufgrund
der schlechten hygenischen Zustände wird das frische Wasser
dringend benötigt.
Letzte Nacht wurde die Insel wieder von schweren Nachbeben der
Stärke 6-7 erschüttert. Es wurden aber keine neuen Schäden
bekannt.
Voraussichtlich am Freitag trifft die Ablösung aus Deutschland
ein. Das Team mit Florian Rothmeier wird dann wieder aufs Festland
zurückfahren und Sonntag bzw. Montag wieder in Deutschland
eintreffen. |
15. April - 20.00 Uhr |
Die Helfer haben heute die
Wasseraufbereitungsanlagen an das Nachfolgeteam übergeben und sind
von der Insel wieder Richtung Banda Ache abgereist. Sie werden
voraussichtlich am Mittwoch wieder in Frankfurt eintreffen.
Während der letzten Tage waren immer
wieder stärkere Nachbeben zu spüren. Es wurden ca. 60.000 Liter
Trinkwasser produziert, die auch an die vielen Flüchtlingscamps
verteilt wurden. Örtliche Kräfte wurden zusätzlich in die
Bedienung von Anlagen eingewiesen. |
19. April - 13.00 Uhr |
Florian Rothmeier und die übrigen
Teammitglieder sind heute früh in Frankfurt gelandet.
Ein ausführlicher Bericht folgt.
Fotos
vom Einsatz... |
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